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Historie des Bundesverband Tierschutz e.V.

BVT-Jubiläum 2022

BVT-Jubiläum 2022

Der Bundesverband Tierschutz wird 60 Jahre alt

Was bewog die Männer um den Rechtsanwalt Bruno Schulz aus Berlin, im Januar 1962 die Arbeitsgemeinschaft Deutscher Tierschutzverbände zu gründen? Aus der ADT, so die Abkürzung, ging 1986 der Bundesverband Tierschutz e.V. hervor.

Wie Sie in diesem Abriss sehen, bestehen die meisten Tierschutzprobleme, mit denen sich die BVT-Gründer auseinandersetzten, noch heute weiter. Als Erfolg können wir jedoch werten, dass die Öffentlichkeit sehr viel sensibler für Tierschutzbelange geworden ist. 

Am 20. Januar 1962 gründet sich neben dem Deutschen Tierschutzbund ein weiterer Dachverband in Deutschland: die Arbeitsgemeinschaft Deutscher Tierschutzverbände mit Sitz in Berlin. Das Präsidium besteht aus dem engagierten Tierschützer Bruno Schulz aus Berlin, dem Schuldirektor Hans-Jürgen Weichert aus Hamburg und dem Rechtsanwalt Karl-Ferdinand Finus aus Starnberg.

Mit "tiefem Ernst und verantwortungsbewußter Hingabe" schrieb die in Tierschutzkreisen damals verbreitete Zeitung Information (4/1961) habe sich die Arbeitsgemeinschaft zusammengeschlossen, um den "echten Bedürfnissen für Recht und Schutz des Tieres Rechnung zu tragen".     

Die Arbeitsgemeinschaft, bestehend aus großen Tierschutzverbänden mit ihren Mitgliedern, ist in den 60er Jahren mit Tierschutzproblemen konfrontiert, für die erst noch eine Öffentlichkeit geschaffen werden muss. In Bonn ist gerade der Entwurf für ein neues Tierschutzgesetz eingereicht worden, das den Erwartungen der Tierschutzorganisationen  jedoch nicht gerecht wird. So schwört der neue Präsident Bruno Schulz die Mitgliedsverbände auf der konstituierenden Sitzung im Januar 1962 in Wetzlar ein: "Das bedeutet also für die Tierschützer, sich auf härteste Auseinandersetzungen gefaßt zu machen (…).“ Die Mitarbeit am Tierschutzgesetz wird noch Jahre in Anspruch nehmen, bis es am 1. Oktober 1972 - in großen Teilen basierend auf dem Reichstierschutzgesetz von 1933 - in Kraft tritt.

In ihren Gründerjahren kämpft die Arbeitsgemeinschaft mit ihren Experten an vielen Fronten: Die Ausfuhr der Schlachtpferde ist seit August 1961 zwar gesetzlich verboten, wird aber von allen, die am Tiertransportgeschäft partizipieren, durch die Deklarierung von Schlacht- in Nutzpferde umgangen. Dem unkritischen und großflächigen Einsatz von Schädlingsbekämpfungsmitteln fallen jährlich Tausende Haus- und Wildtiere, Vögel sowie Insekten zum Opfer. Jäger dürfen 1962 Schärfeprüfungen an Raubwild (gemeint sind Katzen) durchführen, bei denen die Prüflinge lebende Wildenten mitzubringen haben, um den Hunden das Apportieren beizubringen.

Kaum bekannt ist Anfang der 60er Jahre die Ausrottung der Wale und die grausame Bejagung der Robben. 1964 stellt die ADT beim Welttierschutzbund den Antrag, einen Vertreter zur Internationalen Walfang-Konferenz in London zu entsenden und erreicht, dass die internationale Konvention auf Robben erweitert wird.

Die ADT arbeitet an der Tiertransport-Konvention mit und veröffentlicht im Juli 1964 eine wissenschaftliche Abhandlung, nach der Tierversuche überflüssig werden könnten. Professor Aygün von der Universität Ankara hatte eine Gewebskulturmethode als Ersatz für Versuche an lebenden Tieren vorgestellt. 1965 erfolgt die Umbenennung in "Arbeitsgemeinschaft Deutscher Tierschutz e.V." (ADT). Anneliese zum Kolk (hier noch mit ihrem Mädchennamen Kahlen) übernimmt als Vorstandsmitglied die Geschäftsführung und die "Schriftleitung" des Mitgliedsblattes "Der Tierschutz". Diese Kurzinfo wird seit November 1962 herausgegeben, um die Tierschutz-Themen an die Medien und in die Öffentlichkeit zu tragen.

In den folgenden Jahren wird die Massentierhaltung mit den damals noch verbreiteten Mastboxen für Kälber, in denen die Jungtiere angebunden, mit Maulkorb zur zeitweisen Fressverhinderung und verbundenen Augen stehen müssen, ein zunehmend wichtiges Tierschutz-Anliegen. Wiederholt fordert die Arbeitsgemeinschaft den damaligen Bonner Landwirtschaftsminister Hermann Höckerl auf, dem Leid der Tiere durch gesetzliche Bestimmungen Einhalt zu gebieten. "Die Leistungen der Tiere beweisen ihr Wohlbefinden", rechtfertigen die Betreiber der großen Mastanlagen in den Medien die unsäglichen Haltungsbedingungen.

Mit einem "Aufruf an die Bevölkerung" macht die ADT 1966 auf das Hühnerelend in den Legebatterien aufmerksam. Könnten Eier aus Intensivhaltung nicht gekennzeichnet werden? hatte die Arbeitsgemeinschaft den Landwirtschaftsminister gefragt. "Die Überwachung einer solchen Vorschrift ist nicht möglich", wies Hermann Höckerl das Anliegen zurück - und so wandte sich die ADT direkt an die Verbraucher mit der dringenden Bitte, bei ihren Bauern ausschließlich Freilandeier zu kaufen. Die Tierschutzverbände wenden sich gegen die irreführenden Beschriftungen auf den Eierkartons und leisten juristische Hilfe bei Strafanzeigen gegen Tierquäler: "Die ADT ist nicht gewillt, alle Fehlurteile und Einstellungen von Verfahren bei erwiesenen Tierquälereien tatenlos hinzunehmen. Wir empfehlen unseren Mitgliedern das von Dr. Albert Lorz verfasste Blatt "Gedanken zur strafrechtlichen Praxis des Tierschutzgesetzes", das an die Gerichte und Staatsanwaltschaften zur Verteilung gelangt (...)."

Für alle relevanten Tierschutzprobleme erarbeitet die ADT Merkblätter, stellt Plakate, Poster, Film und Tonbänder zur Verfügung. Die umfangreichen Schriften gehen nicht nur an die Mitgliedsvereine, sondern auch an Schulen und staatliche Institutionen wie Gerichte,  Präsidien der Landespolizei und an das Innenministerium von Nordrhein-Westfalen. So empfahl 1965 der Innenminister den Regierungspräsidien, das ADT-Infoblatt "Wachhund" für die Kreispolizei anzuschaffen und die Polizisten entsprechend zu unterrichten. 

Der Einsatz gegen Tierversuche geht weiter - auch 1967 sterben in der BRD drei Millionen Tiere für die Forschung, darunter jeweils 10.000 Affen und Hunde, 5.000 Katzen und 3.000 Schweine. 1969 wird das Europäische Komitee zum Schutz der Robben gegründet, den Vorsitz der deutschen Sektion hat die ADT-Präsidentin Anneliese zum Kolk inne. Schriftführerin ist Magda Ditges.

Im selben Jahr ruft der Bundesminister für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in Bonn den "Beirat für Tierschutz" ins Leben. Drei Präsidialmitglieder der Arbeitsgemeinschaft werden in das Expertengremium berufen. Bis heute ist der Bundesverband Tierschutz Mitglied der Bundestierschutzkommission.

 

 

 

eine Kurzübersicht

eine Kurzübersicht

Die 70er Jahre bis heute

1970: ADT ist Gründungsmitglied des "Beirat für Tierschutz" im Umweltministerium NRW und gründet den Haustiersuchdienst "Tierverlustarchiv"

1975: Die ADT ruft den "Verband für artgerechte Geflügelhaltung" ins Leben und entwickelt das Konzept "Freundeskreis betagter Tierhalter". Anneliese zum Kolk wird Direktorin des Executive Commitees der Welttierschutzgesellschaft

Am 1. Januar 1980 übernimmt die ADT das Tierheim Wesel (NRW).

1984: Mitarbeit bei Reform des Tierschutzgesetzes

1985-2007: Magda Ditges baut das "Kölner Modell" auf. Das Netzwerk vermittelt Hunde aus Tierversuchen an verantwortungsvolle Menschen. In 22 Jahren wurde so über 2500 Hunden ein  Leben nach den Versuchen ermöglicht

1986: Anneliese zum Kolk bekommt das Bundesverdienstkreuz erster Klasse. In diesem Jahr wird die "Arbeitsgemeinschaft Deutscher Tierschutz e.V." in "Bundesverband Tierschutz e.V." (BVT) umbenannt. Der BVT ist seit der Gründung im Stiftungsrat von SET (Stiftung zur Förderung und Forschung von Ersatz- und Ergänzungsmethoden von Tierversuchen). Ins Leben gerufen wurde SET vom NRW-Landwirtschaftsministerium. Die BVT-Initiative "Nimmst Du mein Tier - nehm'  ich Dein Tier" startet. Die Aktion für Tier-Ferienplätze findet viel Beachtung.

1988: BVT-Vizepräsident Dr. Wilhelm Selzer wird in Frankreich für sein Bemühen um artgerechte Tierhaltung ausgezeichnet

1995: Die BVT-Präsidentin Anneliese zum Kolk stirbt, ihr Nachfolger wird Dr. Heinz Wilhelm Selzer. Dr. Selzer gründet 1996 das Bündnis Tierschutz für eine größere Breitenwirkung  und initiiert die Zusammenarbeit mit Tengelmann. Der Discounter listet seine Käfigeier aus. Der BVT zertifiziert Betriebe mit artgerechter Hennen- und Gänsehaltung und kontrolliert die Haltungsvorschriften.

1997: Der BVT verhindert Tierversuchsanstalt bei Oelzschau und errichtet dort ein Tierheim. Die Leitung obliegt dem BVT-Mitgliedsverein Leipziger Land.

1998: Dr. Selzer wird in Vorstand von KAT (Kontrollierte Alternative Tierhaltung) gewählt. Gemeinsam mit Handel und Wirtschaftsverbänden wie KAT sorgt BVT für stärkere Verbreitung von Boden- und Freilandeiern

2003: Prof. Dr. Astrid Funke, bislang Vizepräsidentin und seit über 20 Jahren im BVT-Vorstand tätig, wird Präsidentin. Vizepräsidenten: Magda Ditges und Dr. Rolf Lenzen. Ein Jahr später wird die Professorin Funke in den Vorstand der WSPA berufen

2008: Eier mit der Auszeichnung "Tierschutz-geprüft" im Handel erhältlich. Zusammenarbeit dabei mit KAT, Deutschem Tierschutzbund und Bund gegen Missbrauch der Tiere e.V. (bmt)

2011: Der BVT stellt Dr. Jörg Styrie als Geschäftsführer ein. Eröffnung eines Berliner Hauptstadtbüros zur Stärkung der politischen Arbeit. Nach dem Tod von Dr. Wilhelm-Selzer werden Prof. Astrid Funke und Dr. Lenzen als Präsidenten wiedergewählt.

2013: Der BVT wird in NRW als klageberechtigter Verband (Verbandsklagerecht für Tierschutzorganisationen) anerkannt. 2015 eröffnen sieben Tierschutzverbände in NRW ein Landesbüro in Düsseldorf. Den Vorsitz 2016 hat der BVT mit seinem Geschäftsführer Dr. Jörg Styrie inne.  

2014: Dr. Gerd Gies wird nach zweijähriger Mitarbeit im Vorstand BVT-Vorsitzender und 2016 in seinem Amt bestätigt. Der Rechtsanwalt Dr. Lenzen übernimmt neben seiner Funktion als stellvertretender Vorsitzender auch das Amt des Schatzmeisters.

2016: Der BVT startet seine Kampagne („Der Ringelschwanz gehört mir“) für ein Verbot des Schwanzkupierens bei Ferkeln.

2017: Um dem millionenfachen Töten von Eintagsküken Einhalt zu gebieten, geht der Bundesverband Tierschutz e.V. eine Kooperation mit dem Erzeugerzusammenschluss Fürstenhof ein. Auf den Höfen der EZ-Partnerbetriebe werden männliche Küken im Rahmen des „haehnlein-Projekts“ aufgezogen und die Kosten über einen höheren Eierpreis finanziert. Der BVT lobt die Eier und das Fleisch aus diesem Projekt mit dem Siegel „vom Tierschutz bestätigt“ aus.  

2018: Der BVT sucht das Gespräch mit dem Zentralrat der Muslime in Berlin, um auf ein Ende des betäubungslosen Schächtens hinzuwirken. In Zusammenarbeit mit einem TV-Journalisten hatte der BVT zuvor einen Kurzfilm über das Schächten erstellt, der die Öffentlichkeit über die Hintergründe aufklären sollte. Der Film ist über die sozialen Medien und die Webseite des BVT abrufbar.

2019: Der Berliner Tierarzt Dr. Fred Willitzkat übernimmt nach dem Rücktritt von Dr. Gerd Gies den BVT-Vorsitz. Dr. Lenzen übt seine Ämter weiter aus, der Beirat wird erweitert. Der Verband startet seine Kampagne „Massentierhaltung frisst Klima“, die über das Lithomobil des BVT in Berlin bekannt gemacht wird. Die Kampagne ist mit einer Petition an die Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner verbunden.

2020: Weil immer öfter Tiere in Tierheimen abgegeben werden, für die ihre Besitzer keine Vorsorge für den Ernstfall getroffen haben, ruft der BVT das Projekt „second home for lonely pets“ ins Leben. Hilfesuchende und Helfende können sich in einer Datenbank registrieren; die Kontaktaufnahme läuft über den BVT und unter strenger Wahrung der Datenschutzbestimmungen.

2021: Der BVT engagiert sich im Kampf gegen den illegalen Welpenhandel. Auf der Webseite kann eine Petition an die Regierung in Berlin sowie die EU-Kommission in Brüssel unterzeichnet werden. Im August wird der neue Vorstand gewählt (s. Seite ) 


 



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