Anfang Februar verbot das Schweriner Ministerium für Landwirtschaft und Umwelt ökologisch arbeitenden Geflügelhaltern aus Mecklenburg-Vorpommern, die Elterntiere der Bio-Legehennen ins Freiland zu lassen. Es bestünde ein ganzjähriges Risiko der Ansteckung durch überfliegende Wildvögel.
Doch nur wenige Wochen zuvor im Januar hatte dasselbe Ministerium eine gänzlich konträre Order erlassen: Alle Bio-Geflügelhalter seien aufgefordert, nicht nur ihren ökologisch gehaltenen Legehennen Auslauf zu gewähren, sondern eben auch den Elterntieren. Genau dies schreibt nämlich die EU-Ökoverordnung vor.
Dieser offenkundige Widerspruch lässt nicht nur die Bio-Geflügelhalter verunsichert zurück, sondern alarmiert auch den Bundesverband Tierschutz e.V. (BVT) über die Maßen: „Die widersprüchlichen Vorgaben gefährden die wirklich großen Fortschritte in der ökologischen Geflügelhaltung in Mecklenburg-Vorpommern“, kritisiert Dr. Gerd Gies. Der BVT-Vorsitzende befürchtet, dass in Folge der konkurrierenden Bestimmungen auf Landes- und EU-Ebene besonders auch ein wegweisendes Engagement von Bio-Geflügelhaltern gefährdet sein könnte – die Aufzucht männlicher Küken.
Um das millionenfache Töten kleiner Hähne zu beenden, hat die Erzeugergemeinschaft Fürstenhof sein „haehnlein-Projekt“ ins Leben gerufen. Männliche Küken werden aufgezogen, die Kosten auf den Eierpreis umgelegt. Der Bundesverband Tierschutz unterstützt diesen zukunftsweisenden Weg; Eier und Fleisch aus dem „haehnlein-Projekt“ werden mit dem BVT-Logo „vom Tierschutz kontrolliert“ zertifiziert. Aus Tierschutzsicht ist die embryonale Früherkennung im Ei falsch, weil hier die höchst unethische Unterscheidung zwischen „lebenswert“ und „nicht-lebenswert“ getroffen werden muss.
Wenn nun die biologische Haltung von Geflügel in Mecklenburg-Vorpommern durch restriktive Vorgaben, die Tiere aufgrund des ganzjährigen Vogeldurchzuges in den Ställen zu belassen, unmöglich gemacht werde, so Dr. Gies, sei dies de facto auch das Ende für ambitionierte Initiativen, die männliche Küken aufzögen und sich damit der millionenfachen Tötung von kleinen Hähnen entgegenstellten.
„Wir appellieren inständig an die Landesregierung von Mecklenburg-Vorpommern und die Bundesregierung sich in der EU für einen flächendeckenden markierten AI-Impfstoff einzusetzen, um die artgerechte Freilandhaltung für Geflügel weiter zu ermöglichen“, sagt Dr. Gerd Gies auch mit Blick auf die deutsche Gänsehaltung.