Bundesverband Tierschutz, Berlin, 1. Februar 2022. Kaum haben die Umweltökonomen ihre Studie vorgestellt, kommen die üblichen Reflexe aus der Politik. Fleisch, so lautet der Tenor des Papiers („Is meat too cheap? Towards optimal meat taxation“), bilde nicht die Umweltbelastungen ab, die mit der Fleischerzeugung einhergingen. Der Preis für Fleischprodukte müsse weitaus höher angesetzt werden, um die negative Klima- und Umweltbilanz auszugleichen.
Nein, sagen FDP und CDU zur ausgleichenden Preiserhöhung für tierische Produkte und untermauern ihre Ablehnung mit den üblichen Argumenten. Wenn die Fleischproduktion in Deutschland zu teuer würde, verlagerte sich die Erzeugung in Länder, in denen die Haltungsbedingungen unter hiesigen Standards lägen, so die FDP. Die CDU treibt die Befürchtung, dass Menschen mit niedrigem Einkommen sich Fleisch nicht mehr leisten könnten. Bei allen Belastungen, denen sich Verbraucher/innen derzeit ausgesetzt sähen, dürfe Fleisch kein Luxusprodukt werden.
„Es ist bedauerlich, dass einige Parteien nach wie vor die Augen vor den Folgen des Fleischkonsums verschließen“, sagt Claudia Lotz, Vorsitzende des Bundesverband Tierschutz e.V. „Die Umweltökonomen vom Potsdam-Institut für Klimaforschung haben mit der Technischen Universität Berlin und der Universität Oxford in ihrem Papier festgehalten, dass Fleisch und alle tierischen Lebensmittel viel zu billig sind und nicht im Ansatz die Schäden für die Umwelt und das Klima abdecken, die sich mit dem seit Jahren auf hohem Niveau bewegenden Fleischverzehr verbunden sind. Der erneuten Forderung nach einer Fleischpreiserhöhung im Angesicht steigender Treibhausgasemissionen, die u.a. auch durch die Folgen der Tierzucht entstehen, darf sich heute niemand mehr entziehen!“
1 Kilogramm Rindfleisch müsste gemäß der Studie um 35 bis 56% teurer sein, Lamm- und Schweinefleisch um 19% und Geflügel um 25%. Wenn die Treibhausemissionen im Strom- und Verkehrssektor besteuert würden, um ein Absinken zu erzielen, warum blieben dann die Umwelteffekte des Fleischkonsums unberücksichtigt, fragt der Potsdamer Umweltökonom Prof. Dr. Linus Mattauch. Das fragen wir uns auch!