Die Bundesregierung setzt ein starkes Zeichen gegen die Jagd auf bedrohte und international geschützte Tierarten. Nach dem Ausstieg aus dem Internationalen Rat zur Erhaltung des Wildes und der Jagd (CIC) zum 31. Dezember 2022 schafft sie in ihrer Antwort auf die Kleine Anfrage der CDU/CSU jetzt Klarheit: Eine Bejagung von Arten, die im Bestand bedroht sind, sollte grundsätzlich nicht erfolgen, heißt es. Das Bundesumweltministerium hatte bereits im April 2022 Restriktionen bei der Einfuhr von Jagdtrophäen angekündigt, nun zog das Landwirtschaftsministerium mit dem Austritt aus dem CIC nach.
Laut der Antwort will die Bundesregierung nun offenbar Maßnahmen erarbeiten, um die Trophäenjagd auf international geschützte Arten strenger zu regulieren und die Importe von Jagdtrophäen dieser Arten möglichst insgesamt zu reduzieren. Außerdem kündigte die Bundesregierung strengere Kontrollen sowie Importverbote bei fehlender Nachhaltigkeit an. Zudem will sie sich dafür einsetzen, die Einfuhrgenehmigungspflicht von bisher lediglich zwölf Tierarten auf alle Arten des Anhangs B der EU-Artenschutzverordnung auszuweiten.
Deutschland ist mit Abstand der größte Importeur von Jagdtrophäen international geschützter Tierarten in der Europäischen Union. 4.242 Einfuhrvorgänge von Jagdtrophäen international geschützter Tierarten gab es laut Bundesamt für Naturschutz zwischen 2016 und 2022, darunter 158 Leoparden, 117 Flusspferde, 143 Afrikanische Elefanten, 112 Löwen, 51 Geparden, 18 Breit- und 2 Spitzmaulnashörner sowie 6 Eisbären. Die Einfuhren sind mit 463 im Jahr 2022 wieder leicht angestiegen, wie aus einer aktuellen, noch nicht veröffentlichten Antwort der Bundesregierung auf eine Schriftliche Frage der Abgeordneten Ina Latendorf (DIE LINKE) hervorgeht. Die negativen Effekte der Trophäenjagd für die Erhaltung der ohnehin schon dezimierten Tierbestände seien gravierend, unterstreicht ein großes Bündnis führender Tier- und Artenschutzorganisationen.
Tier- und Artenschützer*innen fordern seit langem Importverbote für Jagdtrophäen bedrohter und CITES-geschützter Arten nach Deutschland. Auch die Ethikfachgruppe der Weltnaturschutzunion (IUCN) appellierte vor einem Jahr an die Bundesregierung, der Trophäenjagd durch Importverbote endlich einen Riegel vorzuschieben.
„Deutschland als Schlüsselland in der EU muss endlich Verantwortung übernehmen und den unnötigen Abschuss unzähliger bedrohter Tiere stoppen“, sagt Thomas Schröder, Vize-Präsident des Deutschen Naturschutzrings (DNR).
Sylvie Kremerskothen Gleason, Landesdirektorin von Humane Society International/Europe in Deutschland, sagt: „In einer Zeit, in der mehr Tierarten vom Aussterben bedroht sind als jemals zuvor, muss jede zusätzliche Gefahr für den Fortbestand der Arten ausgeschlossen werden. Der Abschuss von Löwen, Giraffen, Leoparden und anderen Arten, deren Populationszahlen in den letzten Jahren massiv geschrumpft sind, durch Trophäenjäger*innen, ist nicht zu rechtfertigen. Deutschland sollte sich nun nach jahrzehntelangen Versäumnissen endlich für einen ethischen und nachhaltigen Artenschutz positionieren. Ein Importverbot von Jagdtrophäen geschützter Tierarten nach Deutschland ist europarechtskonform und umsetzbar. Wir erwarten, dass die Bundesregierung zeitnah handelt.“
Das Bewusstsein in der Gesellschaft für einen ethischen Umgang mit Tieren hat in den letzten Jahren stark zugenommen. In einer aktuellen Umfrage sprechen sich 89 Prozent der Bundesbürger*innen gegen die Einfuhr von Jagdtrophäen nach Deutschland aus. In Südafrika, gemeinsam mit Namibia eine der beliebtesten Destinationen für deutsche Jagdtourist*innen, lehnen 68 Prozent der Befragten, unabhängig vom sozialen Hintergrund, die Trophäenjagd ab.
„Wir sehen eine zunehmende Ablehnung der Trophäenjagd weltweit. Die Menschen haben kein Verständnis dafür, dass sich einige Wenige das vernichtende Privileg erkaufen, bedrohte Tiere zum Spaß und für ihre private Trophäensammlung zu töten. Gleichzeitig versucht die internationale Gemeinschaft händeringend und mit viel Geld, diese Arten vor dem Aussterben zu bewahren – für uns alle und unsere zukünftigen Generationen. Wir fordern ein Importverbot dieser Jagdtrophäen nach Deutschland - ein längst überfälliger politischer Schritt. Andere EU-Länder sind uns diesbezüglich deutlich voraus; Deutschland hinkt als größter Trophäenimporteur leider hinterher,“ so Dr. Mona Schweizer von Pro Wildlife.
Hintergrund:
Diese Pressemitteilung wird unterstützt von:
Humane Society International (HSI) / Europe
Pro Wildlife e. V.
Deutscher Naturschutzring (DNR)
Animals United e. V.
BBT – Bündnis bayerischer Tierrechtsorganisationen
Bund gegen Missbrauch der Tiere e. V.
Bundesverband Tierschutz e. V.
Deutsche Juristische Gesellschaft für Tierschutzrecht e. V.
Deutscher Tierschutzbund e.V.
ElasmOcean e. V.
Future for Elephants e. V.
Komitee gegen den Vogelmord e. V.
Menschen für Tierrechte – Bundesverband der Tierversuchsgegner e.V.
PETA Deutschland e. V.
Rettet den Regenwald e. V.
Rettet die Elefanten Afrikas e. V.
SAVE Wildlife Conservation Foundation
VIER PFOTEN – Stiftung für Tierschutz
Vogelschutz-Komitee
Wildtierschutz Deutschland e.V.
Wildtierschutzverband – Dachverband für Wildtierschutz e. V.