Pressemeldung vom 17. Januar 2024
Heute soll in Berlin ein neues Puppy Yoga Studio seine Türen für gestresste Städter*innen öffnen. Der Trend, Yogaübungen mit einer Prise Oxytocin zu würzen, kommt aus den USA und wird in München bereits erfolgreich angewendet.
Wie läuft Puppy Yoga ab? Ein Yogastudio nimmt Kontakt zu Züchtern auf und verabredet, dass eine bestimmte Anzahl von Welpen in das Studio gebracht oder abgeholt wird. Die um die acht Wochen Hunde sollen sich nach Aussage der Studioleiter*innen frei und ohne Bedrängnis durch die Teilnehmer*innen im Raum bewegen können und zu jedem Zeitpunkt selbst entscheiden dürfen, ob und wann sie den Kontakt zu den Menschen suchen.
Die Macher*innen hinter dem aus Übersee adaptierten Konzept vermarkten die Anwesenheit der Welpen als zusätzlichen Stressabbau, der u.a. durch die Ausschüttung des „Kuschelhormons“ Oxytocin zustande kommt. Auch die Tiere würden von in sozialer Hinsicht von der Kontaktaufnahme zu Fremden profitieren und in den kommenden Lebenswochen unerschrockener auf neue Situationen reagieren können.
„Wir halten diesen Trend für gefährlich“, sagt Claudia Lotz, Vorsitzende des Bundesverband Tierschutz e.V. in Berlin. „Viele Faktoren sind völlig ungeklärt: Wo kommen die Welpen her? Vor allem unter dem Aspekt, dass die Welpen Woche für Woche älter werden. Das heißt: Jedes Studio braucht ständig „Nachschub nach zwei Monate alten Welpen.“
Dieser Punkt ist hinsichtlich des weiter boomenden Welpenhandels aus osteuropäischen Vermehrungsstationen als sehr problematisch einzuschätzen, betont Claudia Lotz. Hinzu kommt, dass Yogastudios natürlich kein adäquates Umfeld für Welpen in der Sozialisierungsphase sind. „Wir sprechen nicht von Wiesen und Wald mit Gerüchen, Geräuschen und einem interessanten Naturboden, sondern von einem klimatisierten Raum mit glattem Untergrund und einer größeren Gruppe von liegenden Menschen auf ihren Yogamatten. Wo da ein Pluspunkt für die Entwicklung eines jungen Hundes liegen soll – außer, dass er Teil einer geschickten Werbemasche ist – erschließt sich uns nicht“, sagt die BVT-Vorsitzende.
Darüber hinaus ist zu befürchten, dass weiteren Spontankäufen von Welpen Vorschub geleistet wird, weil die Kursabsolvent*innen ihre „Begeisterung“ für Hunde entdeckt haben, die allerdings auf gänzlich falschen Voraussetzungen basiert. „Der Welpe“, betont Claudia Lotz, „ist kein „Kuschelpartner“ für den Menschen. Das wird dem Hund als Lebewesen mit hohen Ansprüchen an Haltung, Umgang, Auslastung und Erziehung nicht gerecht und führt in der Konsequenz dazu, dass sich die meisten von ihrem Tier schnell wieder trennen, wenn es die in ihn gesetzten Erwartungen nicht erfüllt.“
Wer Empathie bei den Teilnehmer*innen in seinen Yogakursen für Tiere wecken möchte, könnte einen Teil der Kursgebühr an verantwortungsvoll arbeitende Tierschutzorganisationen spenden. Oder mit Operations- und Futterpatenschaften Tierheimen helfen, die Hunde aus schlechten Verhältnissen aufnehmen, gesund pflegen und in gute Hände vermitteln.