Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion e.V. (DITIB)
Venloer Straße 160
50823 Köln
Offener Brief an islamische Verbände: Gemeinsam für einen
ethischen Umgang mit Straßentieren in der Türkei
Sehr geehrte Damen und Herren,
als Vertreter einer Gemeinschaft, die für Barmherzigkeit, Mitgefühl und soziale Gerechtigkeit steht, möchten wir mit Ihnen ins Gespräch kommen. Angesichts der aktuellen Diskussionen um Straßenhunde halten wir es für dringend notwendig, gemeinsam nach ethischen und nachhaltigen Lösungen zu suchen.
Wie Ihnen sicher bekannt ist, gibt es derzeit intensive Debatten über den Umgang mit Straßenhunden. Leider beobachten wir, dass vielerorts Maßnahmen ergriffen werden, die mit großem Tierleid verbunden sind. Die gezielte Tötung von Tieren ist nicht nur ethisch und gesellschaftlich höchst umstritten, sondern auch langfristig ineffektiv.
Nachhaltige Lösungen erfordern einen anderen Ansatz.
Der Islam lehrt eine hohe Achtung vor der Schöpfung und betont die Verantwortung des Menschen gegenüber Tieren. Zahlreiche islamische Gelehrte haben darauf hingewiesen, dass Tiere mit Respekt behandelt werden müssen und dass Grausamkeit ihnen gegenüber unvereinbar mit islamischen Werten ist.
Daher möchten wir Sie bitten, sich für
tierfreundliche und nachhaltige Lösungen einzusetzen, wie zum Beispiel:
Eine nachhaltige und humane Reduzierung der Population kann durch systematische
Kastrationsprogramme erfolgen, wie sie in vielen Ländern erfolgreich umgesetzt wurden.
Ein respektvoller Umgang mit Tieren sollte stärker in den Fokus der Gesellschaft rücken – durch Bildungsangebote in Schulen, Moscheen und Gemeinden.
Religiöse Autoritäten könnten in ihren Predigten verstärkt die Verantwortung des Menschen für die Schöpfung betonen und sich gegen die grausame Behandlung von Tieren aussprechen.
Wir würden uns freuen, mit Ihnen in den Dialog zu treten, um gemeinsam nach Wegen zu suchen, die mit islamischen Werten und einem tierfreundlichen Ansatz im Einklang stehen.
Unser Anliegen ist es nicht, Vorwürfe zu erheben, sondern konstruktive Lösungen zu erarbeiten. Diese Bitte stellen wir stellvertretend für unsere Mitglieder – und die über 6,6 Millionen Touristen, die jährlich in die Türkei reisen. Auch sie wünschen sich eine humane Lösung für die Straßentiere, die nichts für ihr Schicksal können.
Lassen Sie uns gemeinsam für einen verantwortungsvollen und mitfühlenden Umgang mit Straßentieren eintreten.
Mit freundlichen Grüßen