Was die Massenhaltung mit der Vogelgrippe zu tun haben könnte
Keine Gans oder Ente zu Weihnachten? Engpässe mit Butter und Eiern? Der wirtschaftliche Schaden und die Erstattung für die Landwirte – das sind die beherrschenden Themen seit Ausbruch der Vogelgrippe.
Das Vogelgrippevirus H5N1 gilt als hochansteckend und ist in der Regel tödlich. Kraninche und andere Zugvögel, die auf ihrem Weg ins Winterquartier nach Süden sind, überfliegen Geflügel in Freilandhaltungen und übertragen so das Virus.
Neben vielen verendeten Wildvögeln zeigte auch gerade in den nördlichen Bundesländern Geflügel in mehreren Betrieben Infektionssymptome. Ganze Bestände von Enten, Gänsen, Puten und Hühnern wurden gekeult, wie das prophylaktische Töten von großen Tierbeständen bezeichnet wird.
Seit das vorsorgliche Keulen begonnen hat, sehen wir abendlich Szenen von Menschen in weißen Schutzanzügen, die einen toten Tierkörper nach dem anderen in riesige Container werfen. Man spürt förmlich, wie das eben noch lebende Tier dumpf auf seinem Artgenossen aufschlägt, der allerdings nichts mehr davon spürt.
Und unser Bundeslandwirtschaftsminister? Kein Wort des Bedauerns, des Mitleids, der Versicherung, dass man alles tun werde, um die Tiere, die ihr ohnehin kurzes Leben mehr oder weniger artwidrigen Haltungssystemen fristen, künftig besser zu schützen. Zum Beispiel durch eine flächendeckende Impfung gegen H5N1, die die EU unter besonderen Auflagen seit 2023 gestattet. Frankreich impft seine Enten seit über zwei Jahren gegen das aggressive Vogelgrippevirus, Deutschland nicht.
Dagegen sprechen aus Sicht der Bundesregierung u.a. mögliche Handlungsbeschränkungen, der logistische Aufwand, das schnell mutierende Virus – und nicht zuletzt der „ökonomische“ Aspekt: Die Tiere, die es durch eine Impfung zu schützen gelte, leben ohnehin nur wenige Wochen. Stattdessen werden Enten, Gänse, Hühnervögel, die zu den wenigen „Glücklichen“ im Freiland gehaltenen Tieren zählen, in Ställe gesperrt, die „Aufstallung“ einzig zu ihrem Schutz.
Wenn schon für die inzwischen weit über 550.000 gekeulten Hühner, Gänse, Enten und Puten keine Empathie aufgebracht wird – wie wäre es, Herr Bundeslandwirtschaftsminister, die Massentierhaltung als möglichen Auslöser der jährlichen Geflügelpest zu hinterfragen? Denn die nach Süden ziehenden Kraninche und anderen Wildvögel rasten auf den Feldern, auf den pro Jahr ca. 200 Millionen Tonnen „Wirtschaftsdünger“, also Gülle und Jauche von Rindern, Schweinen und Geflügel sowie Festmist und Geflügeltrockenkot ausgebracht wird.
Ein höheres Infektionsrisiko ist kaum vorstellbar!