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Tierschutz ist keine Altersfrage

Tierschutz ist keine Altersfrage

„Wir können nur schützen, was wir kennen!“

„Der ist ja richtig piksig“, sagt die Fünfjährige und beugt sich fasziniert über den präparierten Igel. Auch die anderen Kinder wollen den Igel anfassen und sich über das Fühlen die Begegnung mit dem stacheligen Zeitgenossen erschließen.

„Kinder“, sagt Sandra Barfels, „setzen sich anders mit ihrer Umwelt auseinander als Erwachsene. Sie machen ihre Erfahrungen, in dem sie Tiere, Gegenstände und Dinge, und dies direkt im wörtlichen Sinne, BE-GREIFEN.“

Sandra Barfels ist an diesem Februartag in der Kita Baumhuus Neugraben im Landkreis Harburg. Das Thema, mit dem sie zu den Vorschulkindern gekommen ist, lautet: „Tiere im Winter“. Schwerpunktmäßig soll es um die Überwinterungsstrategien von heimischen Wildtieren gehen.

Die BVT-Geschäftsführerin hat, wie immer, wenn sie zum Tierschutzunterricht in Schulen oder Kitas geladen wird, spannendes Material dabei. Und geprüft ist alles von ihrer fünf Jahre alten Tochter. Wenn Ida sich gebannt über die Steckbriefe von Tieren beugt, akribisch die Tierspuren den entsprechenden Arten zuordnet und den kleinen Igel aus der naturgetreuen Schleichserie mit Laub bedeckt, damit er im Winter gut „schlafen“ kann, dann kann die Pädagogin davon ausgehen, dass sie mit ihrer Vorbereitung bei Idas Altersgruppe mehr als richtig liegt.

Weil die Vorschulkinder noch kurze Aufmerksamkeitsspannen (Viertelstunde) haben, muss die Sandra Barfels das zu vermittelnde Wissen über verschiedene Medien anbieten, die das Interesse der Fünf- bis Sechsjährigen wecken und vor allem halten können. Das japanische Erzähltheater (Kamishibai) bietet sich dazu besonders an: Hier können anschaulich die verschiedenen Überwinterungsstrategien der Tiere durchgegangen werden. Amphibien verfallen zum Beispiel in Winterstarre, Eichhörnchen halten dagegen Winterruhe und Igel ihren Winterschlaf.

Wie jeder Einzelne, auch schon in sehr jungem Alter, heimischen Wildtieren dabei helfen kann, den Winter unbeschadet zu überstehen, wird in der Kitagruppe eifrig besprochen. Keine Steine und Äste auf gefrorene Wasserflächen zu werfen, um die Fische und Frösche nicht in ihrer Winterstarre empfindlich zu stören, ist ein wichtiger Aspekt, den die Kinder gut nachvollziehen können. Auch einen Molch, der sich eiskalt anfühlt, wenn man ihn zufällig draußen im Laub findet, nicht mit in die warme Wohnung zu nehmen, weil er den Temperaturwechsel nicht überstehen würde, veranschaulicht, wie viel Menschen (auch in bester Absicht) falsch machen können, wenn sie in die klugen Abläufe der Natur eingreifen. 

„Tierschutz ist keine Altersfrage“, betont Sandra Barfels, „sondern eine Frage des Wissens. Wir können nur das schützen, was wir kennen!“. Das ist die wichtige Maxime der Tierschutzunterricht-Befürworter, die sich der Bundesverband Tierschutz mit seiner im letzten Jahr gestarteten Bildungsinitiative zu eigen gemacht hat.

„Die Maus hat ja ganz dünne Ohren“, stellt eines der Kinder überrascht fest und wieder wollen die anderen auch fühlen, den Eindruck ihrer kleinen Freundin haptisch nachempfinden. Ja, eine Waldmaus hat ganz zarte Ohren, wie auch das Fell und Federkleid der Tiere nicht gegen den Strich gestreichelt werden sollte, sondern in die Wuchsrichtung.

Viele präparierte Tiere stehen vor den Kindern auf dem Tisch, besagter Igel, ein Wiesel im Sommerkleid (braun) und mit weißem Winterfell, eine Rauchschwalbe, die es leider immer seltener gibt, ein gewaltiger Eichelhäher, den die Mädchen und Jungen bestaunen, die Waldmaus mit ihren papierfeinen Ohren, ein wundervoll weiches Eichhörnchen und die Haut einer Kreuzotter. Die Tierpräparate leiht Sandra Barfels vom Schul-Informationszentrum in Lüneburg aus, das der Unesco-Bildungskampagne „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ (BNE) angegliedert ist.

Die Zuordnung der Tierspuren, die schon Ida so begeistert hatte, nimmt auch die Kitakinder gewaltig gefangen. Jedes Schleichtier wird auf seinen spezifischen „Fußabdruck“ untersucht und mit der Tierschutzlehrerin festgehalten, wie unendlich viele Tiere in unseren Wäldern leben, die man zwar tagsüber meist nicht sieht, aber ihre Anwesenheit über Spuren (auch Hinterlassenschaften) sehen und – wie im Fall von Wildschweinen – sogar riechen kann.

Tiere im Winter war die Auftaktveranstaltung in der Kita Baumhuus. Sandra Barfels wird in den nächsten Wochen das Thema vertiefen und dann über die Ernährung und Verhaltensbiologie von heimischen Wildtieren sprechen. Im nächsten Schritt sollen tierische Erzeugnisse den jeweiligen Tieren zugeordnet werden. Während es bei Milch, Käse, Fisch und Fleisch leichter fällt, ist die Zuordnung verarbeiteter Produkte, wie zum Beispiel Fischstäbchen, Backwaren oder Gummibärchen komplizierter.

Zum Abschluss dieser Unterrichtseinheit bekommen die Kinder kleine Geschenke aus nachwachsendem Holz und ein Notizbüchlein. Hier sollen sie die Tierspuren hineinzeichnen, die sie entdecken, wenn sie mit ihrer Familie im Wald unterwegs sind. Am Ende aller Themen, die Sandra Barfels mit der Kitagruppe durchgegangen sein wird, erhalten die Mädchen und Jungen einen Tierführerschein.

„Jede Unterrichtsstunde ist anders und gibt mir selber sehr viel“, sagt Sandra Barfels und gibt die kürzlich stattgefundene Begegnung mit einem Mädchen, das sich für die Schulprojekt-AG Tierschutz angemeldet hatte, wieder. „Die Schülerin bat mich, das Tierschutzgesetz in die Hand nehmen zu dürfen. Sie blätterte, las immer mal wieder eine Zeile oder einen Paragraphen laut vor und erklärte, wie interessant sie es fände. Dann fragte sie mich wirklich, ob und wo sie das Tierschutzgesetz kaufen könne.“

Auch in der Schul-AG wird es weitere Termine geben, u.a. zu den Themen Wildtiere, Haustiere, Artenschutz und bedrohte Tierarten. „Die Schüler sind geradezu heiß auf diese Themen“, stellt Sandra Barfels mit Freude fest. So viel Interesse an Tieren, ihrem Schutz und der Verantwortung, die wir selber zu jedem Zeitpunkt wahrnehmen können, lässt uns Erwachsene doch hoffen, dass eines Tages die Gesellschaft sehr viel gerechter mit Tieren umgehen wird, als wir es heute (leider) tun.  

Wenn Sie unser wichtiges Projekt unterstützen möchten, dann helfen Sie uns sehr, den Tierschutzunterricht auch noch für die nächsten Jahre möglich zu machen. Und so können Sie mithelfen:

  • Ab März arbeitet Ronja Sievers für uns als Tierschutzlehrerin. Diese halbe Stelle können Sie durch eine Tierschutzlehrer-Patenschaft unterstützen
  • Sie können durch Spenden den Erwerb von Unterrichtsmaterialien möglich machen. Außerdem wollen wir selbst eine Sammlung präparierter Tierarten aufbauen, damit wir nicht weiter auf das kostenpflichtige Ausleihen im Schul-Informationszentrum angewiesen sind.

 





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