Ende November öffnen die ersten Weihnachtsmärkte in Deutschland. Mit dabei meistens Ponykarussells, für Kinder ein Anziehungspunkt, für Tierfreunde ein Alptraum. Die Belastung für die eingesetzten Tiere ist immens. Der Bundesverband Tierschutz e.V. fordert schon lange ein Verbot für Pferdekarussells, weil die Tiere hohen körperlichen und mentalen Belastungen ausgesetzt sind.
Wenn ein Ponykarussellbetreiber auf verschiedenen Veranstaltungsorten präsent sein möchte, muss er mit seinen Tieren mobil sein. Das heißt: Die Ponys werden ständig von einem Volksfest zur nächsten Kirmes transportiert. Dabei wartet jede Veranstaltung mit unterschiedlichen Gegebenheiten vor Ort auf. Oft stehen nicht einmal Freilaufflächen zur Verfügung, auf denen sich die Tiere nach ihrem stundenlangen Arbeitseinsatz erholen könnten.
Bei Weihnachtsmärkten und anderen großen Volksfesten stellen die sehr laute Musik, der Besucherlärm und die grellen Lichteffekte anderer Fahrgeschäfte bis in die Nachtstunden eine erhebliche Belastung für das Fluchttier Pferd dar. Hinzu kommt der unentwegte Wechsel der unerfahrenen Reiter mit allen Begleitumständen wie Ziehen am Zügel und vieles mehr. Fast alle Ponys zeigen während ihres Einsatzes deutliche Anzeichen von Erschöpfung und Erregung (Hochwerfen des Kopfes, Tendenz, aus dem Kreis auszuscheren, unentwegtes Schlagen mit dem Schweif etc.), werden von den Betreibern aber selten oder viel zu spät ausgewechselt.
Ein weiteres, viel diskutiertes Problem betrifft den Handwechsel (Laufen in entgegengesetzter Richtung). Um die Gelenke und Sehnen der Pferde zu schonen, ist es allgemein anerkannt, dass zumindest ein regelmäßiger Richtungswechsel in der Reitbahn stattfindet. Das ausschließliche Laufen auf einer Hand wird von der Tierärztlichen Vereinigung für Tierschutz (TVT) als eindeutig tierschutzwidrig bewertet. Als Faustregel wird deshalb empfohlen, spätestens nach 30 Minuten die Richtung zu wechseln, ähnlich wie es bei Zirkuspferden auch gutachterlich gefordert wird.
Doch die Karussellbetreiber lassen die dicht hintereinander laufenden Tiere üblicherweise in eine Richtung (gegen den Uhrzeigersinn) laufen oder führen zumindest das anführende Pferd. Bei allen Ponys wird der Kopf durch beidseitig verschnallte Zügel in eine unnatürliche Halswölbung gezwungen. Zusätzlich ist jedes Tier mit dem vor ihm laufenden Pony durch weitere Zügel eng verbunden. Bei Schrecksituationen kommt es durch diese Fixierung zu schweren Maulverletzungen. Darüber hinaus stellt das abstandslose Laufen zum Vorder- und Hinterpferd eine hohe Stressbelastung dar. Pferde halten grundsätzlich Sicherheitsabstände (Wohlfühlbereich bis zu 2,50 Meter) zu ihren Artgenossen ein.
Die Ponyhalter begründen das einseitige Laufen ohne Handwechsel damit, dass es den Tieren gesundheitlich nicht schade und ein Umgewöhnen nicht oder nur sehr schwer möglich wäre. Es ist beklemmend, tatenlos zuschauen zu müssen, wie die unnatürlich ausgebundenen Pferde stumpfsinnig über viele Stunden im Kreis laufen müssen. Die extrem monotone Beschäftigung der sehr intelligenten Tiere ist mit einem modernen tierschutzethischen Verständnis unvereinbar und setzt für Besucher, insbesondere für Kinder, das falsche Signal, wie man mit lebenden und fühlenden Tieren im 21. Jahrhundert verantwortungsvoll umgehen sollte.
Weil offensichtlich das geltende Tierschutzgesetz hier derzeit keine rasche rechtliche Abhilfe schaffen kann, sollten Tierfreunde ihren Protest gegenüber den politisch Verantwortlichen – dem Bürgermeister, dem Gemeinderat, dem Pfarrer oder den Lokalpolitikern – deutlich artikulieren und sie auffordern, dass derartige Veranstaltungen zumindest in ihrem Wohnort zukünftig keine Genehmigung erhalten.
Tipps für Eltern, wenn ihre Kinder zum Ponykarussell möchten
Wenn Sie auf Weihnachtsmärkten ein Ponykarussell vorfinden, indem es den Tieren offensichtlich nicht gut geht, wenden Sie sich bitte an den Bezirk und gerne auch an uns. Bitte dokumentieren Sie immer genau, was Sie sehen. Zum Beispiel: Grobe Behandlung, schlechter körperlicher Zustand der Ponys, Wunden, Bisse, Scheuerstellen, auffällige Nervosität und deutlich sichtbare Stressbelastung der Tiere. Notieren Sie bitte den Namen des Karussellbetreibers, den Standort und den Tag Ihrer Beobachtung.