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Unsere Tierschutz-Themen von A-Z

Betäubungsloses Schächten

Vielleicht sind Ihnen im Supermarkt schon Produkte - besonders aber Fleischwaren - aufgefallen, die einen fremd anmutenden Stempel tragen? Darin der Schriftzug „Halal“, das im Arabischen „das Zulässige, das Erlaubte“ (türkisch: Helal) bedeutet. Um als rein zu gelten, müssen die Erzeugnisse bestimmten Kriterien beim Herstellungsprozess gehorchen. Im Judentum werden solche Produkte als „koscher“ bezeichnet.

Betäubung des Schlachttieres – erlaubt oder verboten?
Eine Geflügelsalami, Hähnchenbrust oder Lammbraten gelten Muslimen und Juden dann als halal bzw. koscher, wenn das lebende (reine) Tier mit einem einzigen Messerschnitt durch die Luft- und Speiseröhre geschlachtet wurde. Doch wie muss es sterben? Bei vollem Bewusstsein, wie es das Judentum und der Islam vorschreiben (bzw. der Koran diesbezüglich von einigen Rechtsgelehrten interpretiert wird), oder betäubt, wie es die westliche Kultur praktiziert, um den Schlachttieren weitestgehend Schmerz und Leid zu ersparen?
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Silvester und Belastung für Tiere

Wir fordern ein Böllerverbot

Für Haus- und Wildtiere stellt das jährliche Feuerwerk zu Silvester eine Höchstbelastung dar. Durch ihr hervorragendes Hör- und Geruchsvermögen nehmen die Tiere die Explosionen und den Qualm weitaus intensiver wahr als Menschen.

Viele Hunde (auch Pferde und Wildtiere) reagieren panisch und versuchen zu fliehen. Anzeichen von Angst und Stress sind Zittern, erhöhter Puls, Schwitzen der Pfoten, starkes Hecheln, Urinieren und Sabbern sein. 

Bitte bestärken (!) Sie Ihre Hunde nicht in ihrer Angst, indem Sie sie "trösten", sondern schaffen Sie einen ruhigen, abgedunkelten Rückzugsraum.  Wenn Ihre Tiere das lieben, machen Sie ihnen Musik an oder lassen den Fernseher laufen. Bleiben Sie gelassen und signalisierem Sie Ihrem Tier, dass keine Gefahr droht.

Machen Sie am Morgen des 31. Dezembers noch einen ausführlichen Spaziergangmit Ihrem Hund und lassen ihn, falls es bereits knallt, vorsorglich an der Leine. Bitte lassen Sie Ihre Katze auch nicht mehr aus dem Haus, wenn in Ihrer Gegend schon früh mit dem Zünden von Feuerwerk begonnen wird.

Wenn Sie das neue Jahr im Garten oder auf der Straße begrüßen wollen, achten Sie darauf, dass jemand bei Ihrem Tier im Haus bleibt.

Einige Hunde reagieren so hocherregt auf das Spektakel, dass die Gabe von angstlösenden Medikamenten erwogen werden sollte. Welche Mittel eingesetzt und wie dosiert werden sollte, besprechen Sie bitte in Ihrer Tierarztpraxis. 

Der Bundesverband Tierschutz wünscht Ihnen und Ihrem Tier ein gutes und gesundes neues Jahr!

Staatliches Tierwohllabel

Interview mit Dr. Jörg Styrie

Die Crux mit der Freiwilligkeit

Das staatliche Tierwohllabel und seine Grenzen

 Dr. Jörg Styrie ist diplomierter Agrarwirt. Seit 2011 ist er der Geschäftsführer des Bundesverband Tierschutz. Im Interview erklärt er, warum das von Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt (CSU) initiierte Tierschutzlabel zu kurz greift.  

Der Tierschutz: Der Bundeslandwirtschaftsminister hat im Januar auf der Internationalen Grünen Woche in Berlin das Tierwohllabel vorgestellt. Was will Christian Schmidt mit dem staatlichen Label erreichen?

Dr. Jörg Styrie: Mit dem neuen Tierwohllabel reagiert Minister Schmidt auf die seit langem von Tier- und Verbraucherschützern vorgebrachte Kritik, dass die konventionelle Tierhaltung mit erheblichen Leiden für die Tiere verbunden ist. Egal, ob es sich um Schweine, Rinder, Legehennen, Masthähnchen oder Puten handelt. Sie alle werden wider ihre natürlichen Bedürfnisse zu Hunderten, ja zu Tausenden unter Bedingungen gehalten, die untragbar sind. Und den Tieren ihr kurzes Leben nichts außer Schmerzen und Leiden bescheren. Das ist grausam und unethisch - und einfach nicht länger hinnehmbar!

Der Druck auf politische Entscheidungsträger, gegen solche tierschutzwidrigen Haltungen vorzugehen, wächst seit Jahren. Nun sah sich der Bundesminister, zwar bereits am Ende der Legislaturperiode, genötigt, zu handeln. Mit dem neuen Tierwohllabel will er sukzessive die Haltung für Schweine und Geflügel verbessern. Ihm schwebt dabei ein zweistufiges Verfahren vor, mit einer Eingangsstufe und einer anspruchsvolleren Premiumstufe.

Der Tierschutz: Tierschutzorganisationen, unter ihnen auch der BVT, kritisieren den staatlichen Ansatz zu mehr Tierwohl als nicht weitführend genug. Was fehlt Ihnen bei der Konzeption des Labels?

Dr. Jörg Styrie: Zunächst sind wir froh, dass der Minister mit seinem Tierwohllabel eingesteht, dass die Tierhaltung in der Landwirtschaft gehörig im Argen liegt - und er die Notwendigkeit erkannt hat, gegenzusteuern. Die Initiative des Ministers bleibt aber insgesamt nebulös: So hat er keine klaren Aussagen gemacht, wie er zum Beispiel die Schweinehaltung verbessern will. Wie viel mehr Platz sollen Schweine bekommen, wird der Vollspaltenböden verboten und bekommen die Tiere Außenklimareize? Bisher gab es nur vage Andeutungen.

Unsere Hauptkritik aber richtet sich gegen die Freiwilligkeit, mit der er das Siegel an den Start bringen möchte. Doch freiwillig werden nur wenige Landwirte ihre Ställe umbauen und den Tieren mehr Platz gewähren. Was wir also brauchen, sind gesetzliche Vorschriften, dass Tiere artgerecht zu halten sind.

Mit der von Bundesminister Schmidt postulierten Freiwilligkeit werden wir das Tierschutzniveau nicht flächendeckend auf das Niveau bringen können, das den Tieren gerecht wird. Wie hoch muss das Niveau der Tierhaltung bemessen sein? So hoch, dass wir sagen können: Den Tieren ging es bis zum Zeitpunkt ihrer Schlachtung gut und sie konnten frei von Leiden und Schmerzen leben.

Die Aktivitäten des Ministers sind eindeutig zu kurz gegriffen. Wir erwarten mehr Mut und Entschlossenheit.     

Der Tierschutz: Ein Umdenken in der Landwirtschaft bewegt die Gesellschaft mehr denn je. Im Januar fand zum fünften Mal die große Agrardemo in Berlin statt. Was verbinden die Menschen mit der Forderung nach einer Agrarwende?

Dr. Jörg Styrie: Mittlerweile ist vielen Verbrauchern klar geworden, mit welchem unendlichen Leid die Massentierhaltung für  Tiere verbunden ist, aber auch welche Risiken diese Form der Tierhaltung für die eigene Gesundheit birgt. Als Stichworte seien hier nur die Problematik der Antibiotikaresistenz und die Nitratbelastung des Grundwassers genannt.  Die Resistenz von Antibiotika ist eine unmittelbare Folge des massenhaften Einsatzes von Medikamenten in der Tierhaltung: Hier werden Antibiotika oft vorbeugend für ganze Tierbestände und nicht nur zur Behandlung eines erkrankten Einzeltieres eingesetzt.

Und weil in den überdimensionierten Mastställen ungeheure Mengen von Gülle anfallen, die die Böden nicht aufnehmen bzw. den Stickstoff nicht binden können, wird das Grundwasser mit Nitrat belastet. In beiden Fällen ist unmittelbar die menschliche Gesundheit gefährdet. Zu Recht fordern mündige Verbraucher eine Korrektur der Agrarpolitik - weg von den Großbetrieben hin zu einer bäuerlichen Landwirtschaft, die den Familienbetrieben ein Überleben ermöglicht.

Der Tierschutz: Der BVT kritisiert nicht nur, sondern entwickelt auch Gegenkonzepte. Welche?

Dr. Jörg Styrie: Wir zeichnen Produkte aus artgerechter Tierhaltung mit dem Gütesiegel des Bundesverband Tierschutz aus. Begonnen haben wir in den 80er Jahren mit Gänsen aus bäuerlicher Freilandhaltung. Neben der Zertifizierung des Gänsefleisches mit dem BVT-Gütesiegel haben wir seit einigen Jahren auch Daunen der "Saxen-Gans" in die Auslobung mit aufgenommen. Sie werden ausschließlich nach der Schlachtung gewonnen.

Gänsefleisch ist ein saisonales Produkt. Ab Herbst werden die Gänse unter der Bezeichnung „Dithmarscher Gänse“ in zahlreichen Handelsketten, unter ihnen Familia, Rewe, Edeka, Kaufhof, Globus und Metro Tegut, vertrieben. Zu erkennen sind die Gänse und deren Produkte am Logo des Bundesverbandes Tierschutz. Die Einhaltung der festgelegten Tierschutzkriterien werden von uns natürlich regelmäßig überprüft.  

Der Tierschutz: Gibt es noch weitere Fleischproduzenten, die der BVT mit seinem Gütesiegel auszeichnet?

Dr. Jörg Styrie: Ja, wir stehen mit zwei Junglandwirten in Brandenburg in Kontakt, die ihre Schweine ganzjährig auf der Weide halten. Leider noch ein Bild mit Seltenheitswert. Die beiden Landwirte verkaufen ihr Schweinefleisch im Rahmen eines eigenen Lieferservices im Raum Berlin/Potsdam. Außerdem erwägen wir, weitere Anbieter von Fleischprodukten aus artgerechter Haltung in unser Programm mit aufzunehmen.   

Der Tierschutz: Wie würden Sie - als diplomierter Agrarwirt - eine Landwirtschaft auf den Weg bringen, die Mensch Tier und Umwelt gerechter werden kann?

Dr. Jörg Styrie: Wichtig erscheint mir, dass die Landwirtschaft nachhaltig sein muss. Wir haben nur diese eine Erde und stehen in der Verantwortung, sie unseren Kindern möglichst unversehrt zu übergeben.

Wir können uns nicht leisten, weiter Regenwälder zu roden, um dort Monokulturen wie Soja als Tierfutter anzubauen. Wir können unseren Appetit nicht weiter mit Fleisch stillen; wir müssen den Verzehr drastisch reduzieren, am besten sogar ganz einstellen. Wir dürfen keine Pflanzenschutzmittel einsetzen, um „Unkräuter“ zu vernichten, mit denen wir nicht nur die Bienen, sondern auch die Bodenlebewesen schädigen. Wir brauchen eine vielfältige Fruchtfolge, um unsere Böden gesund zu erhalten.  Wir brauchen eine Landwirtschaft, die mit der Natur wirtschaftet - und nicht gegen sie.

Der Tierschutz: Wie können Verbraucher eine solche Entwicklung unterstützen?

Dr. Jörg Styrie: Verbraucher müssen bereit sein, über ihr Konsumverhalten zu reflektieren. Lebensmittel aus nachhaltiger Produktion gibt es nicht zu Schleuderpreisen. Gute Lebensmittel haben ihren Wert. Diesen Wert sollen und müssen wir bezahlen. Zum Wohle der Tiere, zum Wohle der Umwelt und zu unserem eigenen Wohl.

Schlachttiere 2021

Was die Statistik sagt

Seit 2019 wird erhoben, wie viel geschlachtete Tiere aus welchen Gründen nicht zum Verzehr geeignet waren.  Bei Mastschweinen waren es im letzten Jahr 0,2% und bei Masthühnern 2,1%, entspricht 114, 500 Schweinen und 13,5 Millionen Hühnern (Statistisches Bundesamt Destatis).

So kritisch der Fleischkonsum aus ethischen Gründen - das Tier hat ein Recht auf sein Leben - ist, zeigen die Zahlen, dass viele Tiere schwer krank im Schlachthof ankommen. Eiteransammlungen im Gewebe, Lungenentzündungen und Leberveränderung nach vorangegangenem Parasitenbefall stellte sich bei dem Ergebnis der Schlachttieruntersuchung der Schweine ebenso heraus wie eine Hautentzündung im Unterbauch und der Kloake bei Hühnern.

Auch Schlachtschäden führten dazu, dass die amtlichen Fleischbeschauer*innen das Fleisch nicht zum Verzehr freigaben. Sie entstehen aus unterschiedlichsten Gründen bei der Schlachtung, sind jedoch immer ein Alarmsignal, dass die Schlachtung nicht schonend erfolgte und das Leid der Tiere noch vergrößerte. Schlachtschäden, so hält Destatis für 2021 fest, seien zahlreicher dokumentiert worden als im Vorjahr.




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Nur zusammen können wir den
Tieren ein besseres Leben schenken!