"Lust" auf Bogenjagd? Wer die Jagd mit Pfeil und Bogen im 21. Jahrhundert zu archaisch findet, liegt laut Bogenjagdverbänden falsch: Angeblich sei in 19 europäischen Ländern die Jagd auf Wildtiere mit Pfeil und Bogen als „nachweislich tierschutz- und waidgerecht akzeptiert“.
Was sich allerdings in Kleinmachnow (südwestliches Berlin) vor einiger Zeit abspielte, hat „nachweislich“ mit Tierschutz- und Waidgerechtigkeit nichts zu tun, wenn es letztere denn überhaupt gibt. Die Bache, hochträchtig, wurde an einem Sonntagmorgen im Wald auf dem Boden liegend gefunden, sie blutete stark, litt mit Sicherheit entsetzliche Schmerzen – der Pfeil, mit einer Armbrust abgeschossen, steckte im Herz-Lungenbereich. Die möglicherweise schon seit vielen Stunden leidende Bache musste vom herbeigerufenen Jagdpächter getötet werden.
Abgesehen davon, dass auf trächtige Wildtiere nicht angelegt werden darf, offenbart sich die Widersinnigkeit der Jagd. Denn ein Tier stirbt nur dann „in Sekunden“, wie es Jäger gerne beschönigen, wenn die Menschen hinter ihren Waffen treffsicher zielen. Dieses Wildschwein hatte das Pech auf einen schlechten Schützen zu treffen. Jene Person hatte illegal den Pfeil auf die Bache abgeschossen, obwohl die Bogenjagd auf Wildtiere verboten ist (Brandenburg hatte bereits Vorstöße unternommen, das Verbot aufzuheben).
Je dichter die Menschen ihr Eigenheim an die Kinderstube des Wilds bauen, desto wahrscheinlicher wird eine Begegnung mit der Natur, die dann allerdings nicht mehr erwünscht ist. Wildschweine im Garten sind unliebsam, Füchse schätzt man auch nicht und auch die Vögel nur bedingt, wenn sie sich an den eigenen Obstbäumen gütlich tun.
Vorschlag: Der Umgang mit Wildtieren könnte für alle „Naturliebhaber“ in Stadtnähe gelehrt werden. Wildschweine greifen nicht an, wenn sie nicht bedrängt oder bedroht werden bzw. Frischlinge mit sich führen. In unserem Tierschutzunterricht lehren wir die Schüler, wie man sich bei unerwarteten Begegnungen mit Wildtieren verhält.